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Medikamente im Einzelnen

Diazepam (Benzodiazepin)

Diazepam wirkt angstlösend, reduziert Erregungszustäne, wirkt krampflösend, muskelentspannend, sedativ (beruhigend), hypnotisch (schlaffördernd), amnestisch (Erinnerung für die Zeit der Wirkung fehlt) und analgetisch (schmerzstillend).
Dieses Medikament wird bereits v o r einer Narkose eingesetzt und könnte zum Beispiel in Kombination mit Ketamin nach Angaben des Herstellers von Ketamin für einen Kaiserschnitt angewandt werden. https://www.vetpharm.uzh.ch/tak/clinidoc.htm

Propofol

Propofol ist ein weltweit oft verwendetes und schnell wirkendes Narkosemittel. Ein wichtiges Einsatzgebiet ist die Vollnarkose bei operativen Eingriffen. Es wird zur Einleitung und danach zur Aufrechterhaltung einer Narkose eingesetzt. Als Vorteile gegenüber anderen Anästhetika werden ein angenehmes Einschlafen und Aufwachen, sowie nur geringe Übelkeit nach der Narkose beschrieben. Es wirkt hypnotisch, aber nicht analgetisch. (https://www.drugcom.de/drogenlexikon/buchstabe-p/propofol/

Ketamin

Ketamin wird als Anästhetikum und Analgetikum (Schmerzmedikament) verwendet. Es wirkt narkotisch und analgetisch, d.h. es dient der Erzeugung von Schlaf und Schmerzfreiheit.
Es eignet sich besonders bei schwer traumatisierten Patienten mit hohem Analgetikabedarf.
Es ist in den Leitlinien der Humanmedizin entsprechend verankert und wird in der Notfallmedizin eingesetzt.
Für die Verwendung in der Anästhesie ist Ketamin in der Liste der unentbehrlichen Arzneimittel der Weltgesundheitsorganisation aufgeführt.
Ketamin besitzt folgende Indikationen (Gelbe Liste 2019):
Einleitung und Durchführung einer Allgemeinanästhesie ggf. in Kombination mit Hypnotika (z.B. Xylazin).
Eine amerikanische Studie ( Ann Emerg Med. 2015 Sep;66(3):222-229 hat belegt, dass die intravenöse Analgesie mit Ketamin vs. Morphin in der analgetischen Wirkung keinen Unterschied ergab.
Im Gegensatz zu anderen Anästhetika führt Ketamin eher zu einer Stimulation des HerzKreislauf-Systems. Das Atemzentrum wird gedämpft, Schutzreflexe bleiben erhalten, so dass teilweise eine anticholinerge Prämedikation empfehlenswert ist.
Durch die Kombination mit Xylazin, Neuroleptika (z.B. Azepromazin) oder Benzodiazepinen (z. B. Diazepam) lassen sich die Nachteile von Ketamin kompensieren und gute Allgemeinanästhesien mit entsprechender Analgesie erzielen.
Ketamin wirkt antihyperalgetisch, das heißt es wirkt der sekundären Hyperalgesie, dem sog. „Schmerzgedächtnis“ entgegen. Dieser Effekt liegt bereits bei geringer Dosierung vor (Wagner AE, Walton JA, Hellyer PW, et al. Use of low doses of ketamin administered by constant rate infusion as an adjunct for postoperative analgesia in dogs. J Am Vet Med Assoc 2002; 221 (1): 72–75).
Ketamin ist mit allen gängigen Inhalationsanästhetika kompatibel.
Seine Wirksamkeit ist kurz (ca. 30 min bei intramuskulärer Injektion) und muss bei längeren Operationen nachdosiert bzw über eine Dauertropfinfusion appliziert werden.
Bei Überdosierungen kann es zu zentralen Erregungen bis hin zu Krämpfen kommen (LÖSCHER 2006).

Xylazin (Rompun)

Xylazin wirkt analgetisch und sedativ-hypnotisch (schlafähnlicher Zustand), verbunden mit einer allgemeinen Muskelrelaxation. Es erzeugt eine individuell unterschiedlich stark ausgeprägte Schmerzfreiheit (Analgesie/Anästhesie).
Die Halbwertszeit beträgt ca. 30 Minuten.
Es wird häufig in Kombination mit Ketamin angewandt.

Butorphanol (Alvegesic)

Butorphanol ist ein zentral, stark wirksames Analgetikum aus der Gruppe der Opioide (Morphinderivat), unterliegt aber nicht den BTM-Vorschriften. Seine analgetische Wirkung beruht auf der Unterdrückung der Schmerzweiterleitung. Es wirkt analgetisch, sedierend und kann z.B. in Kombination mit Metedomitin und/oder Ketamin zur Anästhesie eingesetzt werden.
Die schmerzlindernde Wirkung hält bei Hunden bis zu 30 Minuten und bei Katzen bis zu 6 Stunden an.
Butorphanol hat eine minimale atem- und kreislaufdepressive Wirkung.

Carprofen

Carprofen verfügt über analgetische (schmerzstillend), antipyretische (fiebersenkend) und antiphlogistische (entzündungshemmend) Eigenschaften.
Carprofen besitzt einen direkten Einfluss auf die Chondrozytenaktivität und hat dadurch einen positiven Effekt bei der Behandlung von Knochen- und Gelenkentzündungen (VASSEUR et al. 1995), was insbesondere bei Knochen- und Gelenkoperationen von Bedeutung ist.
Offizielle Anwendungsempfehlungen für Carprofen sind akute und chronische Schmerzzustände des Bewegungsapparates sowie der Einsatz als präoperatives Analgetikum und zur postoperativen Schmerztherapie bei Hund, Katze und Rind (PFIZER 2005). PADDLEFORD (1999) empfiehlt Carprofen auch zur intraoperativen analgetischen Anwendung.
Die Halbwertzeit beträgt 8 h.

Lidocain

Lidocain ist ein Lokalanästhetikum. Durch die Blockade von Nervenbahnen mit Hilfe von Lokalanästhetika sind sie die einzige Analgetikaklasse, mit der sich eine komplette Schmerzfreiheit erreichen lässt. Sie werden eingesetzt zur Schnittlinieninfiltration, Regionalanästhesie, Epiduralanästhesie im Rückenmarkskanal und sonstigen Anästhesien spezieller Nerven.
Lokal angewandt wirkt Lidocain 1 – 3 Stunden.
Abgesehen von Katzen, die eine geringe Toleranz gegenüber Lidocain aufweisen, ist Lidocain nebenwirkungsarm.
Systemisch (intravenöse Injektion) kann Lidocain in Kombination mit Ketamin als Dauertropfinfusion angewendet werden und wirkt analgetisch.

Metamizol ( Vetalgin))

Metamizol besitzt hervorragende analgetische, antipyretische (fiebersenkende) sowie spasmolytische (krampflösende) Wirkung (HENKE und ERHARDT 2001d).
Metamizol greift sowohl zentral am Nervensystem als auch peripher an. Nach MAIER (1997) und LARSEN (1999c) entwickelt Metamizol auch auf spinaler und supraspinaler Ebene seine analgetische Wirkung und hemmt darüber hinaus die Synthese von Entzündungsmediatoren. Es wirkt dämpfend auf die Erregungsübertragung in den Schmerzleitungsbahnen, so dass auch Schmerzen, die nicht über periphere Nozizeptoren vermittelt werden, wie z. B. der Nervenschmerz, gelindert werden (LARSEN 1999c). Nach TORTORICI et al. (1996) aktiviert Metamizol das endogene Opioidsystem.
Metamizol wird auch speziell zur palliativen Tumorschmerzbekämpfung eingesetzt.

Metamizol zeichnet sich neben seinen guten analgetischen Eigenschaften besonders dadurch aus, dass es keinen negativen Einfluss auf die Atmung (ERHARDT et al. 2004) und auf das Kreislaufsystem nimmt (AVELLANEDA et al. (2000)).
In einer vergleichenden Studie zur intraoperativen analgetischen Wirksamkeit von Metamizol im Vergleich zu Fentanyl beim Kaninchen weist KONIGHAUS (2007) unter Metamizol signifikant stabilere Kreislaufbedingungen als unter Fentanyl nach.
RICHTER (2007) vergleicht in einer klinischen Studie Metamizol mit Fentanyl unter dem Gesichtspunkt der intraoperativen Analgesie. Es wird ein Opiat-sparender bis -ersetzender Effekt des Metamizols nachgewiesen, der mit den Vorteilen einer stabileren Kreislaufsituation und fehlender Atemdepression verbunden ist. HEMPEL (1986a) empfiehlt Metamizol als adäquaten Ersatz für Opioide, wenn deren Einsatz, z.B. bei erhöhtem intrakraniellem Druck beim Schädel-Hirn-Trauma, kontraindiziert ist.
Die biologische Halbwertszeit liegt beim Hund bei 5 – 6 Stunden.

Meloxicam (Metacam)

Meloxicam ist ein schmerzstillendes, fiebersenkendes und entzündungshemmendes Mittel aus der Gruppe der nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR).
Meloxicam wirkt zielgenauer in entzündetem und verletztem Gewebe (Cox-2 Hemmung) als frühere Schmerzmittel und weist daher geringere Nebenwirkungen auf.
Bei Hunden wird Metacam zur Linderung postoperativer Schmerzen und Entzündungen nach orthopädischen Eingriffen (wie z. B. Knochenoperationen) und Weichteiloperationen angewendet. Bei Katzen wird Metacam ebenfalls zur Linderung postoperativer Schmerzen und Entzündungen nach Ovariohysterektomie (Kastration), orthopädischen Eingriffen und Weichteiloperationen eingesetzt.
(Moore R.A. Et al.: Single dose oral meloxicam for acute postoperative pain in adults. Cochrane Database Syst Rev, 2009).
Die Halbwertszeit ist sehr lang (13 – 25 Stunden), so dass eine einmalige Gabe innerhalb von 24 Stunden ausreichend ist.
Meloxicam kann zu schweren Nebenwirkungen, insbesondere am Magen-Darm-Trakt, führen.

Medetomidin (Domitor)

Medetomidin wird bei Hund und Katze zur Sedation, Prämedikation und in Kombination mit Anästhetika zur Erreichung einer allgemeinen Anästhesie eingesetzt.
Dauer und Stärke von Sedation und Analgesie sind dosisabhängig. Bei voll ausgeprägter Wirkung ist das Tier entspannt und reagiert nicht mehr auf äußere Reize.
Zwischen Medetomidin und Ketamin kommt es zu synergistischen Wirkungen, ebenso zwischen Medetomidin und Opiaten wie Fentanyl, was eine bessere Anästhesie bewirkt.
Medetomidin vermindert den Bedarf an gasförmigen Anästhetika wie z.B. Isofluran (https://www.vetpharm.uzh.ch/TAK/05000000/00050590.01)

Tramadol

Tramadol gilt als schwaches Opioid, unterliegt jedoch nicht dem Betäubungsmittelgesetz. Es kann bei mittleren bis starken Schmerzen eingesetzt werden. Da es in der Veterinärmedizin kein entsprechendes Präparat gibt, kann es nur im Therapienotstand angewendet werden. Seine analgetische Wirkung und auch die Halbwertszeit ist vermutlich beim Hund geringer als beim Menschen (KuKanich B. Outpatient oral analgesics in dogs and cats beyond nonsteroidal antiinflammatory drugs: an evidence-based approach. Vet Clin North Am Small Anim Pract 2013; 43: 1109–1125).

Fentanyl

Nach intravenöser oder intramuskulärer Applikation setzt die Wirkung von Fentanyl innerhalb von 1 bis 5 Minuten ein und hält für ca. 30 Minuten an (FREYE 1991). Es ist ein analgetisch (schmerzstillend) und sedativ (dämpfend) wirkender reiner Opioid-Agonist.
Fentanyl besitzt eine hohe Selektivität für spezielle Rezeptoren im zentralen und peripheren Nervensystem und hemmt die Erregungsübertragung und Reizweiterleitung, was zu der analgetischen Wirkung führt (FREYE und LATASCH 2003).
Fentanyl senkt die Herzfrequenz, so dass seine Wirkung in der Narkoseüberwachung anhand der Herzfrequenz eingeschätzt werden kann.

Nebenwirkungen von Fentadon

Schon nach subanästhetischen Fentanyldosierungen kann es zu einer ausgeprägten Atemdepression kommen. Die atemdepressive Wirkung kann dabei länger anhalten als die analgetische und unter Umständen noch Stunden nach der Opioidverabreichung zu Komplikationen führen (PADDLEFORD und ERHARDT 1992b). Bei wiederholten Applikationen kumuliert der atemdepressive Effekt. Es können sich Bronchospasmen einstellen (LÖSCHER 2006). Begleitend fallen der arterielle Sauerstoffpartialdruck und der pH-Wert ab und der Kohlendioxidpartialdruck ist signifikant erhöht.
Durch seine Wirkung auf die glatte Muskulatur kann es zu Verstopfungen und zu Harnabsatzproblemen führen.
Muskelspannung, auch die Atemmuskulatur betreffend, Muskelkrämpfe bis zur Muskelstarre sind möglich (JANSSEN-CILAG 2004).
Als Gegenmittel wird Naloxon eingesetzt.

Auf Grund seiner kurzen analgetischen Wirkung ist Fentanyl als Injektionspräparat bei längeren Eingriffen als Infusion zu verabreichen und für die postoperative Schmerzbehandlung als Injektionspräparat eher nicht geeignet.

Isofluran

Isofluran ist ein Inhalationsanästhetikum mit einer sehr hohen An- und Abflutungsgeschwindigkeit. Für die Anästhesieeinleitung werden nur ca. 3 – 5 Minuten benötigt und die Aufwachphase liegt meist unter 5 Minuten. Isofluran verfügt über eine gute hypnotische und muskelrelaxierende Wirkung (ALEF und OECHTERING 2003). Es führt zu einer generalisierten Dämpfung des gesamten zentralen Nervensystems. Auch bei hohen Dosierungen treten keine Erregungszustände oder Krämpfe auf. Es scheint einen hirnprotektiven Effekt bei Sauerstoffmangel zu besitzen und ist dadurch auch besonders für Operationen bei Patienten mit Schädel-Hirn-Traumata geeignet (LUDDERS 1992).
Isofluran wirkt nicht oder kaum kreislaufdepressiv, der Herzrhythmus bleibt stabil und verzögert die vasokonstriktorische Reizantwort auf hypoxische Zustände (EGER 1981).
Isofluran wirkt atemdepressiv.
Durch seine gute Steuerbarkeit und schnelle Einleitungs- und Aufwachphasen stellt Isofluran ein hervorragendes Inhalationsnarkotikum dar, was bei allen Tierarten angewendet werden kann.
Es ist das einzig in der Tiermedizin zugelassene Inhalationsanästhetikum.