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Zur Neurophysiologie der Schmerzwahrnehmung

Der intraoperative Schmerz ist ein pathologischer Schmerz, der durch die Zerstörung von Gewebe und Nerven im Rahmen eines chirurgischen Eingriffs entsteht. Über die direkte Reizung von Nozizeptoren im geschädigten Gewebe kommt es zur Auslösung der Schmerzimpulse, die über das Rückenmark geleitet werden (LARSEN 1999c).
Arzneistoffe, die heute in der medikamentösen Schmerztherapie zur Verfügung stehen, werden nach pharmakologischen Gesichtspunkten in Nicht-Opioide, mittelstarke und starke Opioide eingeteilt. Die Nicht-Opioide gehören zu den weltweit am meisten verwendeten Analgetika.

Analgetika wirken modulierend auf die Entstehung, Weiterleitung bzw. Verarbeitung von Schmerzen und heben so, je nach Dosierung und Wirkstoff, das Schmerzempfinden auf oder schwächen dieses ab.

Die präemptive Gabe von Analgetika führt zur Verhinderung einer peripheren wie auch zentralen Sensibilisierung, womit die analgetische Effizienz erhöht, die Entstehung chronischer Schmerzzustände verhindert und der Verbrauch an Anästhetika bei gleicher Wirkung verringert werden kann (LUTZ und LAMER 1990, LASCELLES et al. 1998, A. 2006).
Unter dem Begriff der präemptiven Analgesie ist der gezielte, präventive Einsatz von Analgetika vor einem operativen Eingriff zur Reduzierung bzw. zur Verhinderung potentiell auftretender intra- und postoperativer Schmerzzustände zu verstehen.

Dieser Grundsatz wurde und wird bei uns bei allen chirurgischen Patienten befolgt.

Auch wenn Opioide auf Grund ihrer hohen analgetischen Potenz in der Schmerzmedikation einen besonderen Stellenwert einnehmen, verfügen sie über erhebliche Nebenwirkungen wie z.B. Herz-Kreislauf-Depression, Atemdepression oder ADH-Ausschüttung, so dass ihr Einsatz teilweise problematisch ist.
Von Bedeutung bleibt, dass die Empfindlichkeit gegenüber Opioiden wie Fentanyl unterschiedlich und immer die individuelle Situation des zu operierenden Tieres zu berücksichtigen ist.
Aus diesem Grund gibt es keine festen Vorschriften, wann welches Schmerzmittel in welcher Dosierung und/oder Kombination prä-, intra- oder postoperativ einzusetzen ist, sondern lediglich Empfehlungen (Leitlinien).

Wirkdauer, Wirkstärke und Nebenwirkungsprofil der einzelnen Analgetika und Anästhetika unterscheiden sich voneinander.
Auch die individuelle Ausgangssituation und Empfindlichkeit hinsichtlich verschiedener Medikamente spielt eine Rolle.
Auch wenn Fentanyl eine hohe analgetische Potenz aufweist, ist das keineswegs ein Analgetikum, das ohne Einschränkungen eingesetzt werden sollte.

Ein multimodaler Ansatz in der Schmerztherapie ist allgemein anerkannt, führt er doch zur Kompensation möglicher Nebenwirkungen einzelner Medikamente und aufgrund synergistischer Wirkungen zu einem insgesamt niedrigeren Analgetika- und Anästhetikabedarf.